Konzept der Pflegeelternschule
für Pflege- und Adoptiveltern und –bewerber
des Landesverbandes PFAD FÜR KINDER Bayern e.V.

 

 0. Vorbemerkung/Ausgangsposition

Kinder, die ihre Ursprungsfamilie verlassen müssen, weil ihre leiblichen Eltern die Sorge um sie nicht verantwortungsvoll behütend und liebevoll ausüben können, benötigen eine neue Lebensperspektive, d. h. ein neues Zuhause – überwiegend eine Heimat in einer Pflege- oder Adoptivfamilie. Für diese Kinder brauchen wir Familien, die ihnen wieder helfen, Vertrauen in ihre Mitmenschen zu entwickeln, wo sie Unterstützung finden, sich in der Welt zurechtzufinden und in unsere Gesellschaft hineinzuwachsen.

Pflege- und Adoptiveltern bieten für Kinder einen sicheren, stabilen Rahmen, damit sie ihre Fähigkeiten, Kompetenzen und Ressourcen entdecken und entwickeln können.

Um Familien auf diese Aufgabe gut vorzubereiten und begleiten zu können, haben wir das anliegende Bildungsangebot entwickelt. Absicht der Seminare ist es u. a., durch reflektierte Strategien zur Förderung und Erziehung der Kinder beizutragen.

Unsere Inhalte zielen darauf ab, dass Familien ein tiefergehendes Verständnis für Pflege- und Adoptivkinder entwickeln sowie den Pflegeeltern notwendige Grundkenntnisse aus psychologischer, pädagogischer und juristischer Sicht zu erörtern, damit eine solche Pflegekindschaft gut gelingt, d. h., den Kindern ein solches Zuhause sichern zu können und lebenslange Verbindung zu knüpfen, in der Freude, Geborgenheit, Optimismus und Familie zum Alltag wird.

Gelingende Pflegeeltern- und Adoptivelternschaft bedarf der Weiterbildung und Information. Jugendämter werden auf diese Weise entlastet und wir tragen so zur Unterstützung und Beratung vor und während des Pflegeverhältnisses gemäß § 37 Abs. 2 SGB VIII bei. So hat es sich der LV zur Aufgabe gemacht ein Bildungsangebot für Pflege- und Adoptivfamilien vorzulegen.

 

1. Träger

Wir, der Landesverband PFAD FÜR KINDER in Bayern ist ein gemeinnütziger Verein und als Träger der freien Jugendhilfe  gem. § 75 SGB VIII vom Bayerischen Landesjugendamt anerkannt. Er wurde 1987 in München gegründet und nennt sich seit 1993 PFAD FÜR KINDER, ein Zusammenschluss von Pflege- und Adoptivelterngruppen und –vereinen, einzelnen Pflege- und Adoptivfamilien und Fachkräften der Jugendhilfe. Insgesamt gehören zurzeit 856 Pflege- und Adoptivfamilien PFAD FÜR KINDER an.

Der Landesverband PFAD FÜR KINDER Bayern ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband LV Bayern e.V. Wir stehen für Unterstützung von Adoptiv- und Pflegeeltern und Bewerbern.

Wir sind ein gemeinsames Sprachrohr für Pflege- und Adoptivfamilien in Bayern und Ansprechpartner für Gesetzgeber, Behörden, Verbände, Institutionen, Politiker und Personen, die sich für die Achtung der Interessen von Kindern und deren Familien einsetzen und wir arbeiten eng mit Ministerien, dem Landesjugendamt und weiteren Trägern der öffentlichen und freien Jugendhilfe (insbesondere dem Dachverband „Paritäter“) zusammen.

Vorbereitung, Qualifizierung und fachliche Begleitung vor und nach der Aufnahme eines Kindes zählen zu den Grundvoraussetzungen für den positiven Verlauf eines Pflegeverhältnisses/einer Adoption. Je gründlicher und weitsichtiger Familien auf ihre künftigen Rollen vorbereitet und qualifiziert werden, umso besser wird die Aufnahme eines Kindes und die Sozialisation in die Familie gelingen.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist Information, Beratung und Unterstützung der aktuell 28 angeschlossenen Mitgliedsgruppierungen. Wir geben Hilfestellung beim Aufbau neuer Gruppen/Vereine und beim Auf- und Ausbau eines bayernweit flächendeckenden Netzwerks der Initiativen.

Darüber hinaus vermitteln wir Fachwissen und Praxiserfahrung an Einzelpersonen, andere aktive Gruppen, Fachkräfte aus der Jugendhilfe u. a. Interessierte weiter, die in ihrem Lebens- oder Arbeitsbereich mit dem Adoptiv- oder Pflegekinderwesen im Kontakt stehen.

Unsere Absicht ist es, dass Pflege- und Adoptiveltern durch unsere Weiterbildungen und Beratung ihre Aufgabe erfüllen und auch sich selbst gegenüber verantwortungsvoll leisten können.

2. Leitgedanken

Mit der Teilnahme der Pflege- und Adoptiveltern an unseren Weiterbildungen erwerben Sie praxisorientierte, wissenschaftliche Kenntnisse, z.B. psychologische Inhalte über Traumatisierung und/oder FAS(D). Ihre gewonnene fachliche Kompetenz wird sie u.a. in die Lage versetzen, alltägliche Auffälligkeiten Ihres Kindes besser zu verstehen. Somit können sie Ihr eigenes Erziehungsverhalten reflektieren sowie präzise an den individuellen Bedürfnissen und dem Wohl ihres Kindes orientieren und weiterentwickeln.

Unser Bildungsprogramm leitet sich aus den gesetzlichen Grundlagen ab:

Pflege- und Adoptiveltern und BewerberInnen darin zu unterstützen

  • eine dem Wohl des Kindes entsprechende Erziehung zu gewährleisten,
  • persönliche Bindungen zum Kind zu entwickeln,
  • mit den Fachkräften der Jugendhilfe und den Herkunftseltern zum Wohl des Kindes zusammenzuarbeiten und
  • die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu fördern.

 

3. Regionalität unserer Angebote

Unser Bildungsangebot richtet sich an bayerische Jugendämter sowie an Pflege- und Adoptivfamilien und Bewerber. Pflegekinderdienste der Jugendämter stehen vor der herausfordernden Aufgabe, Kinder in gut vorbereitete und geschulte Familien unterzubringen. Wir unterstützen mit diesem Programm die Ausbildung der Pflegeeltern in der Form, dass der öffentliche Träger lediglich die Teilnahmegebühr der Besucher tragen sollte. Verschiedene, aufeinander aufbauende Module mit relevanten Themen (siehe weiter unten), können je nach Wissenstand der Pflege- und Adoptiveltern und Bewerber gebucht werden.